1. Vorsitzender
Stell. Vorsitzende
Unser Team setzt sich zusammen aus dem DGB Stadtverband Wilhelmshaven, den CatcallsofWHV, Jugendtreff Haven84 und einer engagierten Schülerin, Jana-Marie Klein. Im Jahr 2020 haben wir über die gemeinsame Ausrichtung des Antikriegstages in Wilhelmshaven zueinander gefunden und stellten schnell fest: Alltagssexismus und sexuelle Belästigungen/Gewalt im öffentlichen Raum sind Themen, die uns nicht nur selbst zum Teil betreffen, sondern eine Schnittstelle zwischen den Aspekten bilden, die uns jeweils in unseren Organisationen oder als Personen wichtig sind. Wir möchten auf die gesellschaftlichen Probleme aufmerksam machen und notwendige Veränderung anstoßen.
Als erstes Projekt drehten wir zum 25.11.20 „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ ein Video: „Catcalling und Sexuelle Belästigung in Wilhelmshaven sichtbar machen“. (https://www.youtube.com/watch?v=g6Ts9F3C7kw&t=224s). Darin haben wir die alltäglichen Erlebnisse von Frauen: in Wilhelmshaven in Szene gesetzt.
Inspiriert von der Umfrage-Aktion der Organisation Plan International zu Sicherheit in weltweiten Großstädten für junge Mädchen und Frauen wollten wir den Fokus auf unsere Stadt lenken. Wir fragten uns: Wie fühlen sich Frauen: in Wilhelmshaven? Gibt es Orte des Unwohlseins, Vorfälle im öffentlichen Raum oder auf dem Arbeitsplatz? Was könnten wir in die Politik geben, damit sich etwas ändert?
Unser Ziel ist dabei vor allem eins: dass das Thema endlich Relevanz und Beachtung in Politik und Gesellschaft findet. Denn: Frauen: haben ein Recht auf ein freies Leben im öffentlichen Raum – vom Arbeitsplatz bis zum Kurpark, von der Berufsschule bis zum Supermarkt – auch Worte können Gewalt sein und Catcalls sind KEINE Komplimente!
Die Ergebnisse der Umfrage liefern einen ersten Anreiz, sich mit dem Thema spezifisch auf Wilhelmshaven bezogen zu beschäftigen. Deutlich war das Feedback der Befragten, dass die Behandlung des Themas dringend im öffentlichen Diskurs stattfinden muss. Wir haben in Grafiken einen kleinen Überblick über die wesentlichen Ergebnisse sowie einige anonymisierte Statements festgehalten.
Bei den genannten Orten, an denen Frauen sich unwohl fühlen, handelt es sich in erster Linie um Orte des öffentlichen Lebens, wie der Kurpark und der Südstrand. Es geht also nicht (nur) um dunkle Gassen und Ecken, sondern um die Plätze, die eigentlich zur Naherholung, Tourismus und für die Bürger:innen zweckdienlich sein sollen. Doch Frauen geraten hier scheinbar in eine direkte Benachteiligung. Für die befragten Frauen haben nämlich genau diese Orte eine Bandbreite an Risiko- und Angstfaktoren. Damit sind Frauen im öffentlichen Leben in ihrer freiheitlichen Bewegung massiv eingeschränkt. Bushaltestellen wurden sehr häufig als Setting für sexuelle Belästigung von verbal bis körperlich benannt. Selbst eine Busfahrt wurde als Ort des Unwohlseins genannt. Auch hier werden die befragten Frauen in ihrer Partizipation öffentlicher Mittel bedroht oder zumindest eingeschränkt. Ebenso gab jede zweite der Befragten an, schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Auch wenn der Impuls-Kreis an Befragten nicht repräsentativ ist, so deckt sich dieses Ergebnis doch mit einer repräsentativen Umfrage der Bundesrepublik von 2015, nach der ebenfalls mehr als die Hälfte aller Beschäftigten sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erleben.
Ein Mittel auf globaler Ebene, gegen diese Situation vorzugehen, wäre die ILO Konvention C190, die sexualisierte Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz definiert und bei entsprechender Ratifizierung von einem Land die Handlungsnotwendigkeit einfordert. Leider findet bisher international keine wirkliche Ratifizierung der ILO Konvention C190 statt. Mehr dazu hier:
https://www.dgb.de/++co++7f6775bc-0f55-11ea-87b4-52540088cada
https://www.ilo.org/dyn/normlex/en/f?p=NORMLEXPUB:12100:0::NO::P12100_ILO_CODE:C190
https://www.ilo.org/dyn/normlex/en/f?p=NORMLEXPUB:11310:0::NO:11310:P11310_INSTRUMENT_ID:3999810:NO
Die genannten Vorfälle in Wilhelmshaven reichen von Beleidigungen, Verfolgungen bis hin zu schweren Handgreiflichkeiten. Unter den Beschäftigten scheint möglicherweise das Risiko von Frauen in der Gastronomie besonders hoch zu sein. Auch hier wurden bei den Befragten in Wilhelmshaven konkrete Fälle genannt, bei denen sie sich während ihrer Arbeitszeit von Kunden belästigt fühlten, was zusätzlich zum Risiko der Belästigung durch Vorgesetzte oder Kollegen ein Gefühl des Unwohlseins schafft.
An dieser Stelle müssen wir uns fragen, wie Frauen in speziellen Branchen diesem Thema besonders ausgesetzt sind. Die aktuellen Vorkommnisse in der Theaterbranche lassen vermuten, dass es noch viele Strukturen aufzudecken gilt, die Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung begünstigen. Näheres dazu: https://taz.de/Eva-Hubert-ueber-Sexismus-am-Theater/!5754697/
Wir danken allen Befragten für die Mitarbeit und dass sie uns ihre Erlebnisse geteilt haben. Die Impulse werden wir nun in Gesprächen mit Politik, Prävention und Sicherheit nutzen, um Fortschritte der Geschlechtergerechtigkeit im öffentlichen Raum sowie am Arbeitsplatz zu schaffen.
https://www.dgb.de/presse/++co++ecd9145c-b2ec-11e6-8ab5-525400e5a74a