Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 004.2023 - 30.03.2023

Neue Studie: Niedersachsens Nordwesten als Energiedrehscheibe mit Zukunft

Die Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg legt heute eine fundierte Analyse der Energiewirtschaft im nördlichen Teil des Bezirks Weser-Ems vor. Die Studie von Prof. Dr. Ulrich Scheele unter Mitarbeit von Dr. Uwe Kröcher beleuchtet den Status Quo der Branche in der Region und ihrer Perspektiven in der Transformation. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Beschäftigungswirkung der Energiewende gerichtet. Die Arbeit ist damit eine der wenigen Veröffentlichungen, die sich dezidiert dieser Fragestellung mit einem konkreten Blick in eine Region widmet und den wesentlichen Forschungsstand dazu zusammenfasst. Partner der Studie sind die Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit, die DGB-Region Oldenburg-Ostfriesland, die Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften der Universität Oldenburg und Arbeit und Leben Niedersachsen.

Dorothee Koch, Geschäftsführerin der DGB-Region Oldenburg-Ostfriesland: „Die Nordwest-Region entwickelte sich schon früh zur Energiedrehscheibe mit Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung von Energie. Diese Ausgangslage sorgt einerseits dafür, dass sich Dinge verändern werden. Gleichzeitig werden die hiesigen Potenziale als Energieregion der Zukunft gerade in der aktuellen Energiekrise deutlich. Doch dieser Strukturwandel muss und kann sozial gestaltet werden, indem der Beschäftigungsabbau in den fossilen Bereichen sozialvertraglich stattfindet und die Beschäftigungsbedarfe in der nachhaltigen Energiewirtschaft mit einer hohen Beschäftigungsqualität bzw. Guter Arbeit attraktiv wird.“

Niklas Knepper, Teilprojektleiter der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit: „Bislang haben sich die meisten Projekte und Studien im Zusammenhang mit der Energiewende auf technische und regulatorische Aspekte fokussiert. Die soziale Dimension wird bisher zu wenig ausgeleuchtet. Dabei ist jedem klar, dass die Transformation nur mit den Beschäftigten gelingen kann. Die Studie wählt hier bewusst einen anderen Ansatz, indem sie die Beschäftigten und die Perspektiven ihrer Interessenvertretungen und Gewerkschaften in den Mittelpunkt rückt. Damit gibt die Studie wertvolle Hinweise, wie ein gerechter Wandel konkret ausgestaltet werden muss – und das über die Region Nordwest hinaus. Niedersachsen als Transformationsland besteht aus sehr vielfältigen Regionen – mit sehr unterschiedlichen Potenzialen und Herausforderungen. Die regionalen Erfahrungen im Nordwesten machen den dortigen Strukturwandel weit über die Regions- und Landesgrenzen bedeutsam.“

Autor der Studie, Prof. Dr. Ulrich Scheele: „Auch dies zeigt unsere Studie: Die Politik darf nicht nur reagieren, wenn der Wandel gelingen soll. Eine „aktive Transformation“ wäre langfristig und strategischer ausgerichtet und würde zu einer Verzahnung von Klimaschutz- mit der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik führen. Hierbei werden branchenübergreifende, intersektorale Lösungen bedeutender, die dann auch beispielsweise in der Lage sind, die für die Energiewende benötigten Beschäftigungs- und Qualifizierungsbedarfe über Branchengrenzen hinweg zu steuern. Dafür muss aber das Konkurrenzdenken innerhalb der Wirtschaft und auch innerhalb von Politik und Verwaltung, z.B. zwischen Städten, Gemeinden und Kreisen überwunden werden.

Über die Studie:

„Sozial-ökologische Transformation der Energiewirtschaft in der Nordwest-Region“

Die Studie wurde bis zum 31.1.2023 erstellt. Dabei wurde eine umfassende Auswertung von Literatur und relevanter Datenbanken vorgenommen. Im Rahmen des Projektes wurden im Sinne des Forschungsinteresses mehrere Interviews mit Arbeitnehmervertreter:innen der von der Transformation in erster Linie betroffenen Unternehmen geführt. Mit in die Studie eingeflossen sind zudem Erkenntnisse aus den Arbeitsgruppensitzungen aus dem EDR-Projekt „Social Trans Energy“ und verschiedenen Gesprächen mit weiteren Akteur:innen sowie Veranstaltungen des Oldenburger Energiecluster zur Transformation der Energiewirtschaft im Nordwesten. Partner der Studie sind die Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit – deren Teilgeschäftsstelle ist bei Arbeit und Leben Niedersachsen angesiedelt – , die DGB-Region Oldenburg-Ostfriesland und Arbeit und Leben Niedersachsen.

Die komplette Studie steht online unter: [https://oldenburg-ostfriesland.dgb.de/dgb-vor-ort]

Zentrale Ergebnisse:

  • Die Regionen sind die zentralen räumlichen Bezugsebenen, in denen sich auch der Erfolg von Transformation zeigen wird. Niedersachsens Nordwesten hat dabei große Potentiale, sich als traditionsreiche Energiedrehscheibe auch zur Energieregion der Zukunft weiterzuentwickeln.
  • Die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien führt zu unterschiedlichen Arbeitsmarkteffekten, wobei die Beschäftigungsentwicklung insgesamt leicht positiv sein wird.
  • Die Anpassungsprozesse verlaufen allerdings nicht friktionslos, so dass es Gewinner:innen und Verlierer*innen geben wird – sowohl auf Ebene der Branchen als auch der Regionen. Beschäftigtengruppen und damit auch Qualifikationsniveaus sind entsprechend unterschiedlich tangiert.
  • Just-Transition-Konzepte (Gerechter Wandel) sind bedeutsam, um den Beschäftigten Sicherheit im Wandel zu geben. Dabei ist u.a. zentral, dass die guten Arbeits-, Tarif- und Mitbestimmungsbedingungen der konventionellen Energiewirtschaft auch auf die Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der regenerativen Energien übertragen werden.
  • Es bedarf einer regional- und strukturpolitischen Flankierung des Transformationsprozesses. Der Staat muss durch Investitionen in zentrale Infrastrukturen und die Schaffung eines Regulierungsrahmens die Voraussetzungen für den Markthochlauf neuer Technologien befördern, auch um für private Investitionen mehr Planungssicherheit zu schaffen (z. B. Aufbau eines Wasserstoffnetzes, Stromnetzausbau, weitere EE-Anlagen, Änderung des Strompreisma
  • Offenkundig ist, dass die Versorgungssicherheit nicht allein über die Märkte und die Marktkräfte gewährleistet werden kann.

Mitwirkende der Studie:

Dr. Uwe Kröcher              Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Prof. Dr. Ulrich Scheele     Autor der Studie

Dorothee Koch               Geschäftsführerin der DGB-Region Oldenburg-Ostfriesland

Niklas Knepper                Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit, Teilprojektleiter

 


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