Deutscher Gewerkschaftsbund

31.01.2024
DGB Jahrespressekonferenz 2024
Wir brau­chen ein Up­gra­de für Wirt­schaft und Ge­sell­schaft
von Yasmin Fahimi, Stefan Körzell BV, Elke Hannack, Anja Piel
Verkehr, Zusammenhalt, Arbeitsbedingungen, Pflege, Gesundheit, Bildung, Ausbildung, Digitalisierung, Computer, Schwimmbad, Infrastruktur
DGB/BBGK Berliner Botschaft
2024 muss die Politik die Grundlagen für eine gute Zukunft legen – eine Zukunft, die wirtschaftlich erfolgreich, ökologisch, sozial und demokratisch ist. Die Gewerkschaften sind am Start. Jetzt kommt es auf die Bundesregierung an.
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29.06.2021

Studieren während Corona

Studieren in Corona-Zeiten bedeutet vor allem Leben am Laptop. Die Unis sind seit über einem Jahr größtenteils geschlossen. Treffen mit Kommiliton:innen finden online statt, Gespräche mit Dozierenden und Professor:innen waren zeitweise kaum möglich und die finanzielle Lage vieler Studierender mehr als angespannt. Wohnheim- und WG-Zimmer stehen leer, da sich zahlreiche Studierende aus Kostengründen für das erneute Wohnen bei ihren Eltern entscheiden.

Klassische Nebenjobs brachen mit der Pandemie weg, die staatliche Überbrückungshilfe kam erst nach monatelanger Verspätung und war dann noch unzureichend. Anträge wurden willkürlich abgelehnt, Solidarsemester (also die Nicht-Anrechnung von Semestern auf die Regelstudienzeit, die u.a. für die Bewilligung vom BAföG entscheidend ist) wurden erst auf Druck der Studierenden und ihrer Vertreter:innen eingeführt. Obwohl fast drei Millionen Studierende von dieser Situation betroffen sind, hat sich die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek nur unzureichend geäußert. Auch die Landesregierungen äußern sich wenig.

In den immer wieder neuen Pandemie-Beschlüssen tauchen die Hochschulen und Universitäten kaum bis gar nicht auf. Gestützt wird sich auf die Hochschulautonomie, die eben hier auch impliziert, dass Universitäten und Hochschulen abseits der Maßnahmen der Arbeitssicherheit selbst entscheiden, wie sie mit der Corona-Pandemie bezüglich der Lehrplanung, alternativen Prüfungsleistungen, Fristverlängerungen und Weiterem umgehen. Dies führt(e) zwangsläufig zu Planungsunsicherheiten und Frust bei den Studierenden. Hybrid-Semester wurden nach zwei Wochen Präsenzlehre gekippt und Bibliotheken schlossen in den Semesterferien, in denen dringend Arbeitsplätze und Literatur benötigt wurden. Besonders schwierig wird es auch bei den zu erbringenden Prüfungsleistungen. Hier reicht das Spektrum von gut organisierten und fairen Online-Klausuren oder ausgeklügelten Alternativleistungen bis hin zu gänzlich fehlenden Konzepten für Klausuren bis zwei Wochen vor den angesetzten Terminen. Dann wird verschoben, genehmigt, abgelehnt und schlussendlich doch online eine Klausur geschrieben. Wie es im Wintersemester 2021/2022 laufen wird, ist derweil ungewiss.

Wer darf zurückkehren an die Uni? Nur Studierende im ersten Semester oder alle gleichermaßen? Gibt es genügend Räume, in denen Abstandsregeln eingehalten werden können? Wie kann ein studentisches Leben am Campus wieder ermöglicht werden?

Viele Fragen sind noch offen. Deutlich ist schon jetzt: Die Corona-Krise ist auch an den Hochschulen eine soziale Krise. Soziale Ungleichheiten unter Studierenden und Wissenschaftler:innen, die schon vor Corona bestanden, werden in der Krise verschärft. Studierende, für die der Zugang an die Hochschule nicht selbstverständlich ist, haben es jetzt besonders schwer, im Leistungssystem Uni zu bestehen. Die notwendigen Materialien (wie Laptop, Kamera, Headset, stabiler Internetzugang) sind teuer und die Onlinelehre bietet nicht für alle einen geeigneten Raum des Lernens. Der politische Umgang besteht bisher nicht darin, umfassende und wirkungsvolle Strategien zur Unterstützung von Studierenden und Lehrenden zu entwickeln. Ganz im Gegenteil: Die niedersächsische Landesregierung plant weitere Kürzungen bei der Hochschulfinanzierung und eine Reform des BAföG zugunsten Studierender und Schüler:innen ist nicht in Sicht.

Auch in Zeiten der Pandemie gibt es daher studentische Proteste rund um hochschulpolitische Forderungen – z.B. für umfassende Solidarsemester[1], gegen die Sparmaßnahmen an niedersächsischen Hochschulen[2], und für eine BAföG-Reform[3]. Ein weiteres Feld, in dem insbesondere studentische Beschäftigte aktiv sind, ist der TV Stud. In der bundesweiten Kampagne kämpfen Studierende für die Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen an Unis und Hochschulen. Kettenbefristungen, fehlende Möglichkeiten demokratischer Mitbestimmung und Löhne, die von Existenzsicherung weit entfernt sind, gehören hier zum Alltag. Die Petition Keine Ausnahme! Für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen Studentischer Beschäftigter kann online unter www.tvstud.de unterzeichnet werden.

Danke an die DGB-Jugendbildungsreferentin Marieke Brandt, deren Redebeitrag zur Hochschulfinanzierung und gegen die Sparpolitik des Landes Niedersachsen (Kundgebung am 12.05.21) wir als Grundlage für diesen Beitrag nutzen durften.

Students at Work | Campus Office der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften Oldenburg

Das Oldenburger Campus Office besteht seit 2006 (damals bekannt als Hochschulinformationsbüro, HIB). Hier bieten studentische Mitarbeiter:innen eine arbeitsrechtliche Erstinformation für jobbende Studierende an und organisieren (gewerkschafts-)politische Veranstaltungen für alle Studierenden und Interessierte. Unterstützt wird das Campus Office von der Kooperationsstelle Hochschule Gewerkschaften, den DGB Mitgliedswerkschaften ver.di, IG Metall, IG BCE, GEW und der DGB Jugend.  Ausführlichere Informationen gibt‘s unter uol.de/saw.

[1]             https://solidarsemester.de; 25.06.2021.
[2]             http://www.lak-niedersachsen.de/2021/02/landesastenkonferenz-entsetzt-ueber-einsparungen-an-niedersaechsischen-hochschulen/; 25.06.2021.
[3]             https://www.dgb.de/++co++1aa78386-c45a-11eb-91a7-001a4a160123; 25.06.2021.


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